Eine neue hoffnungsvolle Sicht auf Demenz
Gerald Hüther hat das Buch „Raus aus der Demenzfalle“ geschrieben. In
einem Youtube Video wird Gerald Hüther dazu interviewt.
Das Video
heißt „Demenzforschung auf dem Irrweg“.
https://www.youtube.com/watch?v=U4mJVWenT4Q
Ich versuche in einer kurzen Beschreibung die interessanten Aspekte
dieses Videos wiederzugeben.
Die heutige Demenzforschung geht davon aus, dass ein Alterungsprozess
des Gehirns von statten geht und dass dadurch Teile des Gehirns zerstört
werden. Die Folge davon ist Demenz.
Hüther zitiert eine Studie, die vor ca. 18 Jahren mit Nonnen gemacht
wurde.
Das Gehirn dieser Nonnen zeigte starke Abbauprozesse, wo ein
Demenzforscher ganz klar Demenz diagnostizieren würde. Die Nonnen sind
jedoch gesund und nehmen noch sehr rege am Leben teil.
Hüther erklärt das so, dass die Teile, die abgebaut werden, auch
wieder woanders im Gehirn aufgebaut werden können. Am besten sieht man
das bei Schlaganfallpatienten. Es ist erstaunlich, dass Gehirndefekte,
die einen Ausfall von Fähigkeiten nach sich ziehen, dass diese
Fähigkeiten wieder neu gewonnen werden können. Das heißt, dass andere
Teile des Gehirns diese Aufgaben erlernen können und auch, dass es nicht
nur einen Abbauprozess im Gehirn gibt, sondern auch einen
Aufbauprozess.
Hüther zitiert den israelisch-amerikanischen Medizinsoziologen Aaron
Antonovsky, der den Begriff der Salutogenese (Gesundheitsentstehung)
geprägt hat. Siehe auch http://www.pflegewiki.de/wiki/Salutogenese
Ein wichtiger Begriff in Verbindung mit Gesundheit ist das
„Kohärenzgefühl“. Kohärenz heißt „Zusammenhang, erkennen von
Zusammenhängen, Vertrauen, dass etwas gut wird“. Siehe auch http://www.pflegewiki.de/wiki/Sense_of_coherence
Dieses Kohärenzgefühl hat drei Aspekte:
1.
Kognitiver Aspekt (Verstehen)
Es geht darum, dass ich das was
um mich herum vorgeht verstehen kann.
2.
Emotionaler Aspekt (Handhabbarkeit, Gestalten)
Kann ich das
was um mich herum vorgeht handhaben, kann ich gestalterisch mitwirken?
Es gibt eine Zuversicht, dass ich auch die zukünftigen Herausforderungen
bewältigen kann.
3.
Motivationaler Aspekt (Sinnhaftigkeit)
Ergibt das, was um mich
herum vorgeht einen Sinn? Die Überzeugung, dass es im Leben Dinge gibt,
für die es sich zu leben lohnt und die es verdienen, dass man einen
persönlichen Einsatz leistet.
Die stärkste Form der Inkohärenz entsteht, wenn wir nicht mehr
als Mensch, sondern nur noch als Objekt gesehen werden. Das heißt, dass
wir nur noch funktionieren sollen.
Hüther gibt auch einen Hinweis, wie man der Demenz am besten
vorbeugt. Er sagt, dass es überhaupt nichts nützt, dass man sein Hirn
trainiert um der Demenz zu entgehen. Das was wirklich vorbeugt und auch
ein glückliches Leben macht, ist das Kohärenzgefühl.
Hüther gibt sogar Hinweise, wo eine diagnostizierte beginnende Demenz
sich rückläufig zum Normalzustand hin entwickelt hat. Hoffnung gibt auch
der Hinweis von Hüther, dass in neueren Studien festgestellt wurde, dass
die Erkrankung an Demenz rückläufig ist.
Wenn wir auf das Kohärenzgefühl aus der Sicht von Trauma darauf
schauen, dann hindern uns unsere alten Überlebensmuster, dass wir das
Kohärenzgefühl wirklich leben können. Durch das Trauma kommen wir in
Zustände der Hilflosigkeit, wo wir den wichtigen emotionalen Aspekt (ich
bin in meiner Selbstwirksamkeit) nicht leben. Auch Traumalösung fördert
das Kohärenzgefühl. Mir wurden schon mehrere Geschichten erzählt, wo
traumatische bzw. retraumatische Erlebnisse bei älteren Menschen einen
Demenzprozess in Gang gesetzt haben. Trauma fördert die Inkohärenz.